Rathaus
Gliwice
Das Rathaus, das sich in der Mitte des Marktplatzes befindet, ist im Laufe seiner Geschichte vielfach umgebaut worden. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit befanden sich im Parterre des Rathauses der Gerichtssaal und einige kleinere Räume, darunter die Wohnung des Stadtschreibers und das Zimmer der Stadtwache, in der ersten Etage hingegen der Ratssaal. In den Kellern hingegen wurde ein Bier- und Wein-Ausschank geführt. Heute ist das Rathaus immer noch der repräsentative Punkt von Gliwice, aufgrund der hier stattfindenden Sitzungen des Stadtrats, der Trauungen und wichtiger kultureller Veranstaltungen.
Die rechteckige, zweigeschossige Form des Rathauses ist im 15. Jh. entstanden, allerdings ist nicht bekannt, ob ein Turm dazu gehörte. Unter der Platte des Marktplatzes befinden sich die Überreste des späteren Turms aus dem 16. Jh. Der Turm, der bis in die heutige Zeit überdauert hat, ist wahrscheinlich nach dem großen Stadtbrand von 1601 entstanden. In den Jahren 1784 bis 1789 wurde der Turm unter der Leitung von Bauinspektor Franz Ilgner von Maurermeister Fritsch aufgestockt, 1842 wurde er nach einem Entwurf von Baurat Uhlig grundlegend modifiziert. Die Turmhaube wurde damals mit Kupferblech gedeckt und auf der Spitze wurde eine neue Kugel mit Spitze angebracht. Diese Kugel wurde bei der Sanierung des Rathauses im Jahr 2002 geöffnet, in ihr befanden sich einige Erinnerungsstücke aus der Stadtgeschichte, darunter eine handgeschriebene Stadtchronik. Diese Kulturdenkmäler befinden sich gegenwärtig im Museum Gliwice. In den 1920er Jahren wurden die Fassaden in die bis heute erhaltene neoklassizistische Form gebracht. Gegenwärtig hat das Gebäude einen viergeschossigen Uhrenturm mit Haube und Nadel sowie einen Bogengang, der auf der Nordseite zu Beginn der 1980er Jahre angebaut wurde. An der Wand unterhalb des Turms befindet sich das historische Wappen von Gliwice, das Kaiser Ferdinand II. der Stadt im Jahr 1629 verlieh, in Anerkennung der Verdiente bei der Invasion der Truppen von Mansfeld während des Dreißigjährigen Krieges. Das Wappen knüpft an die wunderbare Rettung der Stadt vor den protestantischen Truppen durch die Heilige Jungfrau Maria an.
In die Rathauswand wurden zwei Gedenktafeln zur Erinnerung an den Durchmarsch der Truppen von König Johann III. Sobieski durch Gliwice auf dem Weg zum Entsatz von Wien eingemauert, die zum 200. und 300. Jahrestag dieses Ereignisses eingemauert wurden.
Auf dem Sockel an der Ostwand des Rathauses befindet sich eine steinerne Skulptur der Mutter Gottes von der Unbefleckten Empfängnis von Johann Melchior Österreich. Sie wurde in den 1720er Jahren gestiftet. Es war in Oberschlesien sehr üblich, einen Madonnenfigur im Bereich des Marktplatzes anzubringen, sie jedoch in die architektonische Struktur des Rathauses zu integrieren, ist der einzige bekannte Fall, was davon zeugt, dass die Stadt unter der Obhut der Mutter Maria steht. Der Anlass für die Errichtung des Denkmals kann der 100. Jahrestag der Rettung der Stadt vor den Truppen von Mansfeld (1626) gewesen sein.